Ein Bericht von Michael Rogall – Lehrer am Robert-Bosch-Berufskolleg

 

  1. Einleitung

Im Rahmen des Erasmus+-Programms konnte ich vom 14. bis 20. August 2025 ein Job-Shadowing an der Dalane videregående skole in Egersund, Norwegen, absolvieren. Ziel des Aufenthalts war es, Einblicke in das norwegische Bildungssystem zu gewinnen – mit besonderem Fokus auf die elektrotechnische Ausbildung – sowie den interkulturellen Austausch zu fördern und neue Impulse für die eigene berufliche Praxis mitzunehmen.

 

  1. Zielsetzung des Job-Shadowings
  • Kennenlernen des norwegischen Systems der beruflichen Bildung, insbesondere im elektrotechnischen Bereich
  • Beobachtung der schulischen Jahresanfangsstruktur (Konferenzen, Planung, Absprachen)
  • Austausch mit norwegischen Lehrkräften und Abteilungsleitungen
  • Analyse von Gemeinsamkeiten und Unterschieden im beruflichen Bildungswesen
  • Aufbau langfristiger Kooperationen im Rahmen von Erasmus+

 

  1. Verlauf und Inhalte der Woche

14.08.2025 – Ankunft und Einführung

Nach meiner Ankunft in Egersund wurde ich freundlich vom der Erasmus+-Koordinator Ole Garpestad empfangen. Bereits am ersten Tag erhielt ich eine Einführung in die schulische Struktur und in das norwegische Berufsbildungssystem. Die Schule ist modern ausgestattet und bietet eine breite Palette beruflicher Bildungswege – darunter auch die elektrotechnische Fachrichtung, die für mich besonders relevant war.

 

15.–19.08.2025 – Teilnahme an Schuljahresbeginn und Fokus Elektrotechnik

Da mein Aufenthalt mit dem Beginn des neuen norwegischen Schuljahres zusammenfiel, hatte ich die Gelegenheit, an verschiedenen vorbereitenden Konferenzen teilzunehmen. Dazu gehörten:

  • Abteilungsleiterkonferenzen
  • Bildungsgangs- bzw. Fachbereichsbesprechungen
  • Jahrgangs- bzw. Klassenkonferenzen

 

Schulorganisatorisch:

Diese Sitzungen gaben mir einen tiefen Einblick in die Planungs- und Abstimmungsprozesse zu Schuljahresbeginn. Es wurde deutlich, wie viel Wert auf kollegiale Zusammenarbeit, flache Hierarchien und eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten gelegt wird.

Besonders beeindruckt hat mich das Verfahren bei der Einschulung der Schülerinnen und Schüler noch vor dem ersten Schultag, bei dem jede/r Schüler/in ein 20-minütiges Gespräch mit dem „Kontakt-Teacher“ führen konnte um persönliche Stärken und/oder Schwächen sowie gesundheitliche Einschränkungen zu erörtern. Dabei war auch ein Elternteil anwesend.

 

Fachlich:

Mein besonderes Interesse galt der elektrotechnischen Ausbildung und ich hatte die Möglichkeit, Gespräche mit Fachlehrkräften dieses Bereichs zu führen. Dabei wurden mir Unterrichtsmaterialien, Werkstätten und praxisnahe Projekte vorgestellt. Besonders hervorzuheben ist der hohe Grad an Praxisorientierung und die enge Verzahnung mit der Berufswelt, u. a. durch Kooperationen mit lokalen Betrieben. Auch die digitale Ausstattung der Werkstätten war bemerkenswert.

An einem Tag besuchte ich mit meinem norwegischen Kollegen Kurt Hegelstad die externe Unterrichteinrichtung zum Thema Windkraft. Hier fand in den letzten Jahren eine auf die Windkraftindustrie zugeschnittene Ausbildung statt. Neben sehr gut ausgestatteten Theorieräumen war hier für praktische Unterrichtseinheiten eine alte Windkraftanlage in einer Halle zugänglich.

 

20.08.2025 – Reflexion und Abschluss

Am letzten Tag fand ein gemeinsames Abschlussgespräch mit der Schulleitung und beteiligten Lehrkräften statt. Wir reflektierten den Aufenthalt, sprachen über Unterschiede zwischen den Bildungssystemen und diskutierten Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit – etwa über gemeinsame Projekte oder Austauschformate im Rahmen von Erasmus+.

 

  1. Erkenntnisse und Mehrwert
  • Die ersten Schultage in Norwegen sind stark von Organisation, Austausch und gemeinsamer Zielsetzung geprägt – eine Praxis, die ich auch für unser Schulsystem als wertvoll empfinde.
  • Die elektrotechnische Ausbildung ist sehr praxisnah und gut an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes angepasst.
  • Die Rolle der Lehrkräfte ist stark von Eigenverantwortung, Teamarbeit und gegenseitigem Vertrauen geprägt.
  • Die Schule als Ganzes zeigte ein hohes Maß an Offenheit, Struktur und Innovationsbereitschaft.
  • Die spezielle Art der Einschulung ist einer der Eindrücke, die ich mit der Schulleitung zur Verbesserung unserer eigenen Schulorganisation diskutieren werde.

 

  1. Fazit

Mein Aufenthalt an der Dalane videregående skole war eine bereichernde Erfahrung. Besonders der tiefe Einblick in die elektrotechnische Berufsbildung sowie die Mitwirkung an den ersten Planungstagen des Schuljahres boten mir neue Perspektiven für meine eigene pädagogische Arbeit. Ich nehme viele Anregungen mit – insbesondere im Hinblick auf Teamkultur, Planungstransparenz und Praxisbezug – und sehe in der europäischen Zusammenarbeit großes Potenzial für die Weiterentwicklung beruflicher Bildung.

 

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